Im April 2017 gibt das West-Eastern Divan Orchestra während der ersten Spielzeit des neusten Konzertsaals Berlins sein Debüt im Pierre Boulez Saal. Daniel Barenboim dirigiert am 30. April 2017 das West-Eastern Divan Orchestra in Mozarts Symphonie in Es-Dur KV 543, der Symphonie in g-Moll KV 550 und der Symphonie in C-Dur KV 551, der „Jupiter-Symphonie“.
Students of the Akademie perfom in the Pierre Boulez Saal, 2017 © Peter Adamik
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Seit dem 4. März 2017, an dem der Pierre Boulez Saal zum ersten Mal seine Pforten öffnete, ist das Publikum eingeladen, einen innovativen Veranstaltungsort im Herzen Berlins zu entdecken.
Eine herausragende Riege von Künstlerinnen und Künstlern unter der Leitung von Daniel Barenboim feierte nicht nur die Eröffnung der ersten Konzertsaison des Pierre Boulez Saals, sondern auch das, was dieser bemerkenswerte Saal repräsentiert: eine intime Konzerthalle, in der Klassiker auf Meisterwerke der Moderne des frühen 20. Jahrhunderts und zeitgenössische Musik aus aller Welt treffen, als Inspiration für Publikum und Interpreten.
Der Pierre Boulez Saal ist das öffentliche Aushängeschild der Barenboim-Said Akademie; für das allgemeine Publikum ist er die Verkörperung dieses „Hauses der Hoffnung“. Die erste Spielzeit des Pierre Boulez Saals hat sein Profil als Kammermusikspielstätte von Weltrang etabliert, reflektierte und förderte jedoch auch die Arbeit der Akademie.
Der Pierre Boulez Saal ist ein essentieller Teil der Akademie und dient den Studierenden als Ort, wo sie unter Anleitung professioneller Künstlerinnen und Künstler, Mentorinnen und Mentoren ihre eigene Spielpraxis entwickeln, sowohl durch eigene Aufführungen wie auch Anschauung. Während der Saal den Studierenden und Lehrenden als Plattform dient, finden dort ebenfalls Konferenzen und akademische Veranstaltungen statt. Die Gründer des Pierre Boulez Saals verfolgen das Ziel, eine neue Tradition zu erschaffen und damit künftige Generationen von Musikerinnen und Musikern, Musikliebhaberinnen und Musikliebhabern für viele Jahre zu inspirieren.
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Am 8. Dezember 2016 feierte die Barenboim-Said Akademie ihre offizielle Eröffnung, und Berlin hieß die Akademie mit offenen Armen willkommen.
Die Barenboim-Said Akademie bietet talentierten jungen Musikerinnen und Musikern aus dem Nahen Osten, Nordafrika und der ganzen Welt eine neuartige Konservatoriums-Ausbildung, die ein intensives Musikstudium mit humanistischer Grundbildung verbindet – all dies im historischen Herzen Berlins.
Opening ceremony of the Barenboim-Said Akademie © Jan Zappner
Opening ceremony of the Barenboim-Said Akademie © Jan Zappner
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Das Gebäude der Akademie in Berlin bietet 6.500 Quadratmeter Platz – u.a. für 21 Überäume, einen Hörsaal, den Pierre Boulez Saal mit 850 Quadratmetern, Büroräume und weitere Flächen.
Innerhalb der vorhandenen Mauern des ehemaligen Kulissendepots der Berliner Staatsoper wurden etwa 2.200 Kubikmeter zusätzlicher Beton und 700 Tonnen Stahl verbaut, um einen neuen Ort für Bildung und Musik entstehen zu lassen.
The Barenboim-Said Akademie and its hall under construction - December 2014 © Volker Kreidler
The Barenboim-Said Akademie and its hall under construction - December 2014 © Volker Kreidler
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Der Pierre Boulez Saal, den der US-amerikanische Architekt Frank Gehry entwarf, ist sowohl ein Kammermusiksaal von Weltrang und das öffentliche Gesicht der Akademie. Die makellose Akustik des Saals ist das Werk des weltweit berühmten Akustikers Yasuhisa Toyota. Bemerkenswert ist ferner, dass sowohl Gehry und Toyota ihre unglaublichen Talente und Dienstleistungen unentgeltlich zur Verfügung stellten.
Die räumliche Perspektive des Saals verkörpert eine erstaunliche architektonische Leistung: zwei elliptische Formen wurden übereinander gelegt und scheinen im Raum zu schweben, wobei sie einen erstaunlichen Eindruck von Schwerelosigkeit vermitteln.
Als Freund Daniel Barenboims und Pierre Boulez‘ ist es Frank Gehry auf brilliante Art und Weise gelungen, Barenboims Vorschläge und Wünsche in seinen Entwurf einfließen zu lassen. Gehrys Präsentation einer informellen Skizze sich überschneidender Ovale beeindruckte Barenboim; er bestärkte Gehry darin, diese erste Inspiration weiter zu verfolgen und seine innovative Konzeption einer nicht-traditionellen Konzerthalle umzusetzen – und genau das tat Gehry. Zu ihrer Zusammenarbeit bemerkte Gehry: „Künstler erkennen einander manchmal in einer Art und Weise, die wir nicht wirklich verstehen.“
Model of the Pierre Boulez Saal, Gehry associates © Gehry Associates
Sketch of the Pierre Boulez Saal © Frank Gehry
Frank, ich will diese Ovale – bitte, bitte, bitte. Daniel Barenboim
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Um 2010 begann Daniel Barenboims Vision und Konzept einer Bildungseinrichtung, die den humanistischen Geist des West-Eastern Divan Orchestra fortsetzen sollte, Form anzunehmen.
2012 schloss die Stadt Berlin mit der Barenboim-Stiftung einen Pachtvertrag über 99 Jahre für das ehemalige Kulissendepot der Berliner Staatsoper, das zur Heimstatt der Akademie werden sollte. Im selben Jahr wurde die gemeinnützige Barenboim-Said Akademie GmbH gegründet.
Der ehemalige Kulturstaatsminister und gegenwärtige Rektor der Barenboim-Said Akademie, Michael Naumann, spielte eine wichtige Rolle bei der Realisierung des Projekts. Ein wesentlicher Teil der Gesamtbaukosten von 33,7 Millionen Euro wurde von privaten Spendern und Sponsoren akquiriert; die verbleibenden Kosten übernahm die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters. Ihr Ministerium trägt ferner die Betriebskosten, die der Lehrbetrieb und studentische Aufführungen mit sich bringen. Die Stipendien, die alle Studierenden erhalten, werden vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland bereitgestellt.
„Die Kultur baut Brücken, wo Politik und Diplomatie an ihre Grenzen stoßen.“ Monika Grütters, Kulturstaatsministerin
Topping out ceremony, Barenboim Said Akademie, Michael Naumann, Daniel-Barenboim, Monika Grütters, June 2015
Die Kultur baut Brücken, wo Politik und Diplomatie an ihre Grenzen stoßen. Monika Grütters, Kulturstaatsministerin
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Von 1955 bis 2010 diente das Gebäude, das jetzt die Akademie beherbergt, als Kulissendepot der Berliner Staatsoper. Das Depot wurde in Berlin während einer Phase architektonischer Erneuerung zwischen 1951 und 1955 errichtet, nach Plänen des Architekten Richard Paulick. Bis 2010 wurden weder das Äußere noch das Innere des Gebäudes wesentlich verändert.
Atrium / Central Hall
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Im Lauf des Zweiten Weltkriegs wurde die Berliner Staatsoper zweimal von Bomben zerstört. Obwohl das Gebäude nach der ersten Zerstörung rasch wieder aufgebaut wurde, wurde die Rekonstruktion von der zweiten Bombardierung wesentlich behindert. Im Zuge der zweiten Rekonstruktion wurde die Oper jedoch um ein Intendanzgebäude und ein Kulissendepot erweitert. Dieses Depot wurde zwischen 1952 und 1955 nach Plänen des Architekten Richard Paulick errichtet und ist heute die Heimstatt der Barenboim-Said Akademie.
Richard Paulick studierte zwischen 1923 und 1927 bei Hans Poelzig und anderen in Dresden und Berlin Architektur. Von 1927 bis 1928 war Paulick Assistent von Walter Gropius am berühmten Bauhaus in Dessau. Neben seiner Rolle bei der Rekonstruktion der Berliner Staatsoper war er ebenfalls am Bau der Stalinallee (heute: Karl-Marx-Allee) beteiligt, dem wichtigsten architektonischen Prestigeobjekt Ostdeutschlands.
BEBELPLATZ – 1930, destroyed twice during WWII, Berlin archive
FRANZÖSISCHE STRASSE / OBERWALLSTRASSE – 1946
FRANZÖSISCHE STRASSE FACADE BY RICHARD PAULICK – 1952
Original Construction Phase